Inklusion : Mit allen! Von Anfang an!
Matthias Berg – Jurist, weltweit gefragter Hornist und mehrfacher Paralympicsieger – begeisterte im Göppinger Landratsamt.
Die Vorsitzende des Kreisbehindertenrings Göppingen, Landtagsabgeordnete Jutta Schiller, begrüßte am 13.09.2015 im Hohenstaufensaal des Landratsamtes zahlreiche Gäste anlässlich des 35 – jährigen Bestehens des Dachverbandes. Vertreter der Mitgliedsverbände waren ebenso zahlreich erschienen wie Gäste aus Politik, Kirche und Ehrenamt.
In ihrer Begrüßung ging die Vorsitzende kurz auf die Entstehungsgeschichte des Jubilars ein: der damalige Sozialdezernent Gerhard Nürk gründete mit 12 Verbänden – hauptsächlich aus dem Bereich der Menschen mit körperlichen Behinderungen – den Kreisbehindertenring. Heute zählt der Kreisbehindertenring Göppingen 37 Mitgliedsorganisationen aus allen Bereichen der Beeinträchtigungen im Kreis Göppingen.
Schiller bedankte sich bei ihren Vorgängern, ohne die es den Kreisbehindertenring in seiner heutigen Form sicher nicht mehr gäbe. Sie unterstrich die gute Zusammenarbeit mit dem Kreissozialamt, den Behindertenverbänden, den vielen ehrenamtlich engagierten Menschen, die den Kreisbehindertenring in den 35 Jahren seinen Bestehens unterstützt, begleitet und gefördert haben.
Mit Blick auf die Zukunft stehe der Kreisbehindertenring vor großen Veränderungen. Mit der beruflichen Neuorientierung nach Ablauf ihres Landtagsmandats muss Jutta Schiller im März 2016 den Vorsitz abgeben. Ebenso wird die Einführung einer hauptamtlichen Stelle eines oder einer Kreisbehindertenbeauftragten im Landratsamt eine große Herausforderung sein. Wollen doch die Belange beider Einrichtungen gut miteinander verzahnt und vernetzt sein. Der Kreisbehindertenring bietet heute schon seine vertrauensvolle Zusammenarbeit und Unterstützung an.
In seinem Grußwort dankte Landrat Edgar Wolff dem Kreisbehindertenring Göppingen für seinen Einsatz in den letzten 35 Jahren und würdigte den Kreisbehindertenring als verlässliches und durchsetzungsstarkes Sprachrohr für Menschen mit Behinderungen im Kreis Göppingen.
Walter Hertle, Stellv. Vorsitzender des Kreisbehindertenrings, entführte die Gäste mit einem heiteren aber auch nachdenklichen Rückblick in die Vergangenheit des Kreisbehindertenrings. Als Betroffener und Paralympicsieger zeichnete Hertle den Weg der Behindertenpolitik über 35 Jahre nach. Von Ausgrenzung und Verstecken der Menschen mit Behinderung bis zur fast normalen Inklusion von Schülerinnen und Schülern in der Regelschule heute. Erfreulich sei für ihn, dass der Kreisbehindertenring heute ein gefragter Gesprächspartner und Berater im Kreis Göppingen ist.
Im Anschluss fesselte Matthias Berg mit einem fulminanten und heiteren Vortrag zur Inklusion die Gäste. Überzeugend und mit erfrischendem Humor, gespickt mit Anekdoten und persönlichen Erfahrungen ging Berg auf das Miteinander von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen ein. Über die Frage einer Musikhochschule bei seiner Aufnahmeprüfung ob er als Contergan-geschädigter ohne Arme Klavier spielen könne muss er heute noch schmunzeln. Er wurde dort seinerzeit nicht aufgenommen, konnte aber später an der Musikhochschule in Trossingen sein Studium aufnehmen. Die Frage wurde dort gar nicht erst gestellt – es wurde einfach nach einer Lösung gesucht. Übrigens: 90 % der anwesenden Gäste konnten auch nicht Klavier spielen. So einfach kann Inklusion sein.
Zum Abschluss spannte der Ehrenvorsitzende, Klaus Riegert, einen Bogen von den interessanten und arbeitsintensiven letzten Jahrzehnten hin zu den zukünftigen Entwicklungen für die Menschen mit Behinderungen in den nächsten Jahren.
Musikalisch umrahmt wurde die Jubiläumsfeier von Wolfgang Schiller und Werner Dannemann.