Quelle: Neue Württembergische Zeitung (NWZ) | |
Unter dem Motto „Wir gestalten unsere Stadt“ sollte der Aktionstag zur gelungeneren Inklusion von Menschen mit Behinderung auf deren konkrete Bedürfnisse hinweisen – und in sozialpolitischer Perspektive der Öffentlichkeit ein starkes Zeichen des gemeinsamen Engagements aufzeigen.
„Wie kann diese Stadt, wie kann unser Landkreis Göppingen weiterentwickelt werden, damit es noch besser gelingt, dass Menschen mit Behinderung mitten unter uns sind“, unterstrich die Vorsitzende des Kreisbehindertenrings, Heike Baehrens, das Anliegen des Gleichstellungstages. Sie zeigte sich erfreut über die große Zahl an Besuchern und Ausstellern, die am Samstag den Marktplatz säumten. Zahlreiche Engagierte klärten dabei viele hundert Besucher über Inklusion, Barrierefreiheit und die eigene Arbeit auf.
Programm lockt Besucher an
Anlässlich des europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, der 1992 zur wirksameren sozialpolitischen Vernetzung ins Leben gerufen worden war, organisierte das Netzwerk „Alle dabei“ ein kreatives Rahmenprogramm, das zum Besuchermagneten avancierte. Von inklusiven Aktivitäten über Musik bis hin zu Leckereien ließen die Organisatoren nichts unversucht, um die Öffentlichkeit anzusprechen und über sozialpolitische Belange für mehr Gleichstellung zu informieren.
„Da, wo Menschen mit Behinderung aktiv und unterwegs sind, kommt richtig gute Stimmung auf“, sagte Heike Baehrens mit Blick auf die bunte Vielfalt des Aktionstages und verwies auf dessen Bedeutung, um in politischer Hinsicht Verbesserungen für mehr Inklusion zu erreichen. Dazu hatten Gruppen im Vorhinein bei Seminaren und Workshops Thesen erarbeitet, die sie beim Aktionstag der Öffentlichkeit mitsamt der zahlreich anwesenden lokalpolitischen Prominenz präsentierten – auch die Landtagsabgeordneten Nicole Razavi (CDU) und Peter Hofelich (SPD) wohnten der Veranstaltung bei.
Jens Zierle, der für den Verein Viadukt die gemeinsamen Ergebnisse vorstellte, betonte die Bedeutung von mehr Aufklärung in der Arbeitswelt und wünschte sich mehr Ausbildungsangebote in Teilzeit. Ebenso würden inklusive Treffpunkte in Göppingen vermisst. Auch die Lebenshilfe hatte in Kooperation mit der Volkshochschule Workshops organisiert. Ob beim Radio-Projekt mit dem Sender „Fips“, in Zusammenarbeit mit dem Skateverein oder beim Gestalten eines bunten Bauzauns: Die Workshop-Ergebnisse bildeten nicht nur die Vielfalt ihrer Teilnehmer ab, sondern auch deren gemeinsamen Spaß an der Arbeit.
„Wir haben uns entschieden, wir wollen alle mitnehmen“, erklärte Oberbürgermeister Guido Till mit Blick auf inklusive Projekte in Göppingen und die beeindruckenden Workshop-Ergebnisse. „Es müssen aber ganz Viele mitwirken, damit wir unserem Ziel näherkommen, dass alle Menschen in dieser Stadt leben können.“ Umso wichtiger seien deshalb die vielen Engagierten, die sich um die konkrete Gestaltung der Inklusion vor Ort kümmerten, so der OB. „Wir wollen ganz früh die Möglichkeit schaffen, dass es keine Ausgrenzung gibt“, sagte Till und hob die Bemühungen der Stadt hervor, in Kitas und Kindergärten Inklusion zu etablieren und Kinder mit Einschränkungen aufzunehmen.
3000 Euro für Projekte
Wie wichtig bei dieser Aufgabe zivilgesellschaftliche Initiativen seien, stellte der stellvertretende Landrat Jochen Heinz bei der Verleihung des Inklusionspreises heraus. Der vom Landratsamt und der Hohenstaufenstiftung gestiftete Preis ist mit insgesamt 3000 Euro dotiert und soll „die erfolgreiche Fortführung inklusiver Projekte“ unterstützen.
Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr das barrierearme Begegnungscafé „Casa Nova“ in Rechberghausen, ein inklusiver evangelischer Chor aus Zell sowie der Jugendtreff des Kreisvereins Leben mit Behinderungen. „Das waren alles ganz herausragende Projekte“, betonte Jochen Heinz – jetzt können sich die drei prämierten Initiativen über jeweils eintausend Euro freuen. Denn Inklusion, so die einhellige Botschaft beim Aktionstag, wachse mit ihren Aufgaben vor Ort.